Es war ein normaler Tag, an dem sich Stella ruhig in ihr Bett legen wollte, wie gesagt, wollte. Diesen Tag hatte sie ein wenig im Garten gearbeitet. Sie hatte bereits damals beim Verlegen der neuen Wasserleitungen festgestellt, dass eine Menge Schrott unter dem Rasen verbuddelt war. Inzwischen hatte sie eine große Betonfläche entdeckt. Das wird wohl der Rest von einem alten Stall gewesen sein. Der Vorbesitzer hatte ihr auch gesagt, dass hier mehrere Schuppen gestanden haben und er diese abgerissen hatte.
»Hier auf dem Hof müssen einmal viele Tiere gewesen sein. Nicht umsonst standen hier in zwei Ecken wohl große Schuppen.«
»Er hatte auch gesagt, dass dies das meistbewohnte Haus in der Ortschaft ist. Es hatte schon insgesamt acht Besitzer. Da ist es auch langsam verständlich, warum hier an dem Haus so viel durcheinander gemacht wurde. So nicht. Das nicht. Doch anders. Da wollte jeder von denen etwas anderes, doch niemand hat es wirklich-«
Stella wurde unterbrochen, da plötzlich ein lautes Poltern zu hören war. Der Nachbar war auf dem Weg nach draußen, damit Stella zu Bett gehen konnte. Das sollte er wohl noch nicht.
»Ich glaube, hier in dem Haus wohnt wohl doch ein Geist, der uns einfach immer wieder mal erschrecken möchte«, meinte er.
Es polterte erneut.
»Aber ein bisschen komisch ist mir schon. Nicht, dass hier doch jemand im Haus ist«, sagte Stella.
Es polterte zweimal hintereinander.
»Ein Geist kann doch nicht so laut poltern. Das hört sich an, als wenn jemand auf dem Dachboden herumlaufen würde. Meines Wissens nach, können Geister nur schweben.«
Nun war eindeutig zu hören, dass das Poltern nicht nur von einem Wesen kommen musste. Da waren zwei Wesen, die diesen Lärm machten. Aber was machten die da nur?
»Mir wird das doch unheimlich. Lieber wäre es mir, dass das der Vorbesitzer wäre und noch einen Schlüssel hätte.«
»Dann sollte er ausgerechnet am späten Abend kommen und zuvor ein wenig auf dem Dachboden poltern, ehe er uns diesen Schlüssel gibt?«
Es polterte so sehr, dass man nun dachte, ein Schrank wäre über ihnen zusammengebrochen.
»Das reicht jetzt. Ich muss nachsehen, was das ist. Nachher ist hier wirklich ein Einbrecher und der nimmt uns das Dach auseinander.«
»Viel zu klauen gibt es da nicht. Schmutz und Spinnen kann er haben.«
Mutig ging der Nachbar die Treppe nach oben und machte sich auf den Weg zum Dachboden.
»Hoffentlich kommt er auch wieder. Nicht, dass er nachher auf mysteriöse Weise verschwindet. Man kann es nie wissen.«
Es wurde still. Man hörte gar nichts mehr. Als wenn das Poltern nun verstummt war. Es dauerte auch nicht lange, bis er wieder kam.
»Da ist nichts. Weder ein Mensch noch ein Tier«, stellte er fest.
»Aber wir haben es doch deutlich gehört, dass da etwas gepoltert hat.«
»Da war aber wirklich nichts, sonst würde ich es dir sagen.«
Ein paar Minuten später, als er gehen wollte, polterte es von Neuem.
»Ich glaube, jetzt fange ich schon an, mir das einzubilden.«
»Nein, das hast du dir nicht eingebildet, das habe ich auch gehört.«
Buum, Bumm, Buums.
»Ich gehe jetzt nochmal gucken. Da ist doch was.«
Wieder ging er zum Dachboden und wieder war dort nichts. Waren beide wirklich so verwirrt, dass sie sich das nur einbildeten? Oder rollten dort oben Äpfel mit Ohren und veranstalteten den Krach?
Nein, das waren bestimmt nur die Leute, die gerade von der Friedhofsparty kamen und nun im Dachboden weiterfeiern wollten.
Es ging auch die nächsten Tage so weiter. Immer wieder polterte es, doch weit und breit war nichts zu sehen. Erst als der Nachbar wieder kam und mit seinen Handwerksarbeiten weitermachen wollte, erlöste er sie von dem Rätsel.
»Du hast einen stillen Mitbewohner auf deinem Dach.«
»Na toll. Jetzt fängt er auch noch damit an. Ab jetzt bilden sich alle Leute ein, die dieses Geräusch hören, dass dort jemand ist, obwohl dort eigentlich niemand ist.«
»Und dieser stille Mitbewohner ist ein Marder.«
Natürlich, darauf hätte sie auch kommen können. Marder sind nicht gerade sehr groß und breit. Für diese Tiere war es kein Problem, sich zu verstecken und Stella zu erschrecken.